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Oktober 09 Der Herbst ist da - und damit die beste, schönste und erholsamste Laufzeit des Jahres. Ob Anfänger oder Profi, Läufer und Läuferinnen begegnen auf ihrer Strecke anderen Individuen, die wie sie Feld und Wald geniessen wollen oder - etwas profaner - einfach die Strasse benutzen.

Grundsätzlich unterscheiden sich diese Begegnungen kaum vom normalen Alltag, wo Aufgeschlossenheit, Höflichkeit und Rücksichtnahme gefragt sind, wenn man gut miteinander aus- und aneinander vorbeikommen will. Zusätzlich gilt es aber, weitere, eben lauftypische, Situationen zu beachten und zu meistern.

Situation 1: Grüssen

Man begegnet Läufern oder Läuferinnen, die einem entgegenkommen. Grüsst man oder läuft man stur aneinander vorbei, weil man doch ausser Atem ist und überhaupt mit sich selbst beschäftigt?
Tipp: Immer freundlich grüssen, das hebt die Stimmung und gibt einem das Gefühl, nicht so allein unterwegs zu sein. Falls der Atem fehlt für ein "Höi!" oder ein "Hallo!" (man ist selbstverständlich unter Sportlern und Sportlerinnen immer per du, "grüezi" ist auch nicht so atemgerecht) tut es auch ein freundliches Lächeln oder Kopfnicken. Vor allem wenn man sieht, dass der/die andere Kopfhörer aufhat. Ein kurzes Handzeichen, ein Wort zum Gruss ist international üblich. Kostet nichts - hat aber angenehme Wirkung. Übrigens: man darf auch Radfahrer/innen grüssen und umgekehrt.

Situation 2: Hunde

Begegnung mit Hunden und ihren Besitzern/innen. Ein altes Thema, das sich aber infolge aktueller Ereignisse und dem daraus resultierenden gesellschaftlichen Diskurs immer wieder ändert. Momentan sind Hundebesitzer stark sensibilisiert und verhalten sich überaus zuvorkommend.

Tipp: Von weitem beurteilen, ob der Hund angeleint ist. Wenn ja, beim Vorbeilaufen dem Besitzer (mindestens) freundlich zulächeln. Damit bestätigt man sein Wohlverhalten und schafft Goodwill. Positives Verhalten auch verbal bestätigen, z. B. durch Bemerkungen wie: "Der Hund sieht wirklich nett aus" oder "Der Hund kennt mich ja schon".

Wenn nicht, einfach im selben Tempo weiter laufen, aber auf einen Kurs maximaler Distanz zu Mensch und Tier gehen und so dem flüchtigen Kommunikationspartner körpersprachlich bewusst machen, dass ein frei laufender Hund immer eine gewisse Unsicherheit auslöst. Den Hund im Auge behalten, aber nicht anschauen. Tiere reagieren eher auf Augenkontakt und zum Teil recht spontan.

Falls kleinere Hunde auf einen zurennen und kläffen, nicht reagieren, die tun einem ja nichts. Im Gegensatz zu den grösseren, von denen nur die Besitzer dieser Meinung sind. Ein oft von Hundebesitzern dahergeflötetes "Er macht nüüt" kann man auch schon mal mit einem lockeren "Das sagen alle" quittieren.

Wenn ein grösseres Tier "angreift", meistens in Form einer harmlosen Kontaktsuche, sich eher abwenden als die Konfrontation suchen. Stehen bleiben, aber nicht mit den Armen fuchteln oder gar treten. Es bleibt meist beim Bellen oder ungefährlichen Hochspringen. Das ist zwar sehr unangenehm, aber selten gefährlich. Wenn die Gefahr vorüber und der Besitzer da ist, tut ein freundliches Wort der Ermahnung Not. Es nützt jedoch nichts, wenn man sich anschreit. Freundlichkeit hebt das gegenseitige Verständnis. Es lässt sich feststellen, dass in den letzten Jahren die Hunde Jogger/innen als normale Alltagserscheinungen ansehen, die nicht zu verfolgen sind. Die Besitzer/innen unterschätzen aber leider oft die Angst, welche ihre Tiere auslösen.

Situation 3: Walker/innen

Jogger/innen begegnen grossen Gruppen von Walkern/innen. Meist stellt sich das Problem, wenn die Jogger von hinten auf die Walkertruppe auflaufen und überholen wollen. Da ärgert sich der Jogger, weil er auf eine breite Phalanx trifft, die den ganzen Weg versperrt.

Tipp: Als Jogger/in kann man sich frühzeitig bemerkbar machen, freundlich, aber bestimmt. Walker unterhalten sich oft und hören die herannahenden Renner nicht, darum ist ein nettes "Hallo" aus ca. 20 m Abstand nicht falsch. Man kann sich auch etwas aggressiver ankündigen, indem man auf einem kiesigen Untergrund mit dem Fuss einmal laut über die Oberfläche kratzt, das wirkt meistens. Die Walkerinnen meinen ihr Weg einnehmendes Verhalten sicher nicht böse, wenn sie zu dritt nebeneinander gehen, denn für sie ist der Sport ja auch eine gesellige Angelegenheit.
Mit freundlichem Dank und Gruss vorbei!

Situation 4: Autos

Überquerung einer verkehrsreichen Strasse.
Tipp: Nicht unvermittelt auf den Fussgängerstreifen springen, obwohl man scheinbar das Recht dazu hätte. Lieber abwarten, bis sich die Autofahrer auf die Situation einstellen (dauert in der Regel 5 Sekunden), Blickkontakt nach beiden Seiten aufnehmen und dann zügig rüber - ohne zu vergessen, dass in der Mitte der Strasse mit Gegenverkeht zu rechnen ist. Mit zunächst unsichtbaren, dann plötzlich auftauchenden Verkehrsteilnehmern rechnen - Töff- und Velofahrer! Ein Handzeichen zum Dank kann nicht schaden, auch für den, der im Recht ist.

An die Autofahrer/innen: ein parallel zur Fahrtrichtung rennender Läufer ist immer zu beachten. Falls er/sie z. B. Kopfhörer trägt, was er nicht tun sollte im Verkehr, kann er unvermittelt zur Überquerung ansetzen. Da ist etwas Voraussicht angebracht, darum Tempo eher drosseln. Merci!

Situation 5: Mitläufer/innen

Beim Wettkampf. Es kommt oft vor, dass Läufer/innen anhalten oder gar aufgeben müssen. Da tut es wohl, wenn nicht alle an einem vorbeirauschen, nur weil sie ihre Bestzeit über alles andere stellen.
Tipp: Kurz erkundigen, was los ist. Falls es sich einfach um Frustration oder Müdigkeit handelt, hilft oft ein aufmunterndes Wort - z. B. "Hey, du bist schon zu weit gelaufen um jetzt aufzugeben! Komm wir joggen zusammen weiter!" Falls es sich um eine Verletzung handelt, kann man mindestens kurz Zuwendung zeigen und mit dem Läufer überlegen, was zu tun ist. Ein Krampf lässt sich manchmal nur mit Hilfe lösen oder mindestens einem Tipp, wie man das am besten macht.
Ganz falsch: wenn einem Läufer entgegenkommen, die aufgegeben haben, noch eins drauf geben und sarkastisch bemerken: "Falsche Richtung!" oder "Platz da!" (alles schon erlebt!).

Situation 6: Wettkampf

Beim Wettkampf. Man hat sich ein packendes Duell mit einer Mitkonkurrentin geliefert und ist praktisch gleichauf ins Ziel gelaufen.
Tipp: Nach der ersten Erholungsphase ein Kompliment machen - das gilt auch zwischen den Geschlechtern und wird nicht als plumpe Anmache wahrgenommen. "Du warst aber eine zähe Gegnerin - super gelaufen!" Das führt mit Garantie zu tollen Gesprächen, die das Lauferlebnis noch steigern. Man läuft in der Masse so einsam und verbissen vor sich hin, obwohl es Hunderte Mitkonkurrenten gibt, die den Kontakt schätzen würden. Da kann man mal über den eigenen Schatten springen und den ersten Schritt machen.
Übrigens: auch während des Laufes (vor allem bei längeren Strecken) kann man sich je nach Anstrengung unterhalten, ohne dass man die Hoffnung auf eine gute Zeit aufgeben muss. Oder liebe Menschen begrüssen, die am Weg stehen. Ich erinnere mich an meinen ersten Berg-Halbmarathon im Juni, wo ich kurz vor dem Ziel in Lenzerheide Charly und Friederike Doll aus Hinterzarten am Wegesrand erkannte. Bei ihnen im "Sonnenhof" hatte ich im März ein Laufseminar besucht. Deshalb musste natürlich Zeit sein, ihnen meinen Mann vorzustellen und einen ganz kurzen Smalltalk abzuhalten, bis die beiden riefen: "Lauft weiter, ihr könnt noch gewinnen!". Die Gewinner/innen standen zu diesem Zeitpunkt sicher schon längst unter der Dusche.

Fazit: Laufen ist keine einsame Sache - selbst wenn man alleine läuft. Gewollt oder ungewollt, bewusst oder unbewusst kommunizieren wir auch beim Laufen mit unseren Mitmenschen. Denn man kann ja nicht nicht kommunizieren, wie Herr Watzlawick so treffend formuliert hat.

Viel Spass beim laufenden Kommunizieren im Herbst!
Ihre
Gunhild Hinkelmann

Tipp: Gerade hatte ich das Vergnügen eine besonders genussvolle Variante des laufenden Kommunizierens zu erleben, nämlich eine Laufwoche in der Toskana mit Hugo Rey, Viktor Röthlin und Valentin Belz. Neben Training unter topfachkundiger Leitung, himmlischem Essen und Erholung auf einem idyllischen Landgut sind gute Gespräche garantiert.
Infos unter:


Laufen und Geniessen in der Toskana
Trainieren und Geniessen in der Toskana

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