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Das ist das leicht frustrierende Fazit eines Jahres, in dem leider nicht unbedingt Personen im Fokus standen, die mit Fairness und guten Umgangsformen von sich reden machten. Aber kann das Rechtfertigung dafür sein, selbst auch unfair, skrupellos und unanständig zu werden?

Die Frage treibt uns um, denn überall begegnen wir Menschen, die sich um Anstand und Respekt foutieren. Aufmerksamkeit erhalten nicht die moderaten Kommunikatoren, sondern diejenigen, die schrille Twitter-Nachrichten versenden und keine Gelegenheit auslassen, um sich selbst in Szene zu setzen bzw. andere herabzusetzen. So funktioniert die öffentliche Bühne. Höfliches und respektvolles Verhalten verschafft einem keine Aufmerksamkeit. „Gutmensch“ ist paradoxerweise ein Synonym für Depp.

Und so kommt man sich schnell ein bisschen aus der Zeit gefallen vor, wenn man überhaupt noch Anhängerin gewisser Umgangsformen ist. Denn im Alltag wird man permanent damit konfrontiert, über das respektlose und unhöfliche Verhalten anderer hinwegsehen zu müssen. Bei der Kommunikation mit anderen schauen alle wie selbstverständlich nebenbei aufs Smartphone, man grüsst nicht mehr, wenn man einen Raum betritt, man legt im Büro die Füsse auf den Schreibtisch, man lässt überall seinen Müll liegen, man hält anderen keine Tür mehr auf.

Oft hat man sogar Nachteile, wenn man sozusagen so blöd ist, sich an gegebene Spielregeln zu halten („Ich bin doch nicht blöd!“). Dies passierte uns unlängst, als wir vom Weihnachtsbesuch in Deutschland zurückkamen und brav circa eine halbe Stunde in der mit „PKW“ markierten Schlange an der Schweizer Grenze ausharrten, während andere einfach die mit „LKW“ gekennzeichnete Spur nutzten und sich erst vorne, am Ende der Spur, in die lange Schlange der wartenden Autos drängelten – und dabei die Höflichkeit und Rücksicht anderer ausnutzten. Natürlich fragt man sich, ob man die eigene Wartezeit nicht auch mit diesem Trick verkürzen sollte. Doch was wäre dann, wenn das alle machten?

Ist das nicht genau das Problem, dass man sich am unfairen Verhalten anderer orientiert, es übernimmt und dieses Verhalten genau dadurch verstärkt bzw. geradezu legitimiert? Nur so kann man sich erklären, dass es auf deutschen Autobahnen massive Probleme mit dem Bilden einer Rettungsgasse gibt, weil viele Autofahrer einfach aussteigen, um am Unfallort Fotos oder Videos von verunfallten Personen zu machen. Denn wenn das mehrere machen, dann kann das ja wohl nichts Schlimmes sein, so die unbewusste „Logik“ der betreffenden Personen. Dieser Mechanismus lässt sich nur durchbrechen, wenn andere Menschen aussteigen und die sensationsheischende Meute höflich und bestimmt auf ihr Fehlverhalten hinweisen – und damit andere motivieren, sich ebenfalls zu wehren. Dass das funktioniert, haben wir am Beispiel der „MeToo“-Bewegung gesehen. Nachdem einzelne Frauen ihr Schweigen gebrochen hatten, wurde auch der Konsens gebrochen, einfach über sexistisches Verhalten und Gewalt gegen Frauen hinwegzusehen und es totzuschweigen.

Mein Fazit: In meiner Jugend fand ich den Spruch „Das tut man nicht“ oder „Das gehört sich nicht“ unendlich spiessig und dumm. Heute denke ich, dass man öfter darüber sprechen sollte, was sich gehört und was nicht, denn viele haben dieses Grundwissen nicht mehr von Zuhause mitbekommen.

Deshalb nehme ich mir vor für 2018 Folgendes vor:
1. Nicht einfach über Dinge hinwegsehen, sondern sie ansprechen, auch wenn es anstrengend ist. Freundlich und bestimmt.
2. Auch wenn andere unfair kommunizieren und sich respektlos verhalten, bleibe ich mir selbst und meinen Werten treu und passe mein Verhalten nicht dem der anderen an.


In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Mut zur respektvollen Auseinandersetzung mit anderen und ein authentisches 2018.

Ihre Gunhild Hinkelmann




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